In the Crosswind

Drama/Historie, Estland 2014

Im Sommer 1941 ließ Joseph Stalin zehntausende Menschen in Estland, Lettland und Litauen aus ihren Häusern vertreiben. Männer wurden ohne Gerichtsverfahren in Gefangenenlager gesteckt, Frauen und Kinder nach Sibirien deportiert. Ziel dieser Operation des sowjetischen Diktators war die "ethnische Säuberung" des Baltikums. Zurückkehren sollten nur wenige - eine von ihnen war die Estin Erna Tamm, glücklich verheiratete Mutter einer kleinen Tochter. Martti Heldes Film folgt ihren in Briefe und Tagebucheinträge gegossenen Erinnerungen – und findet dafür eine unvergleichlich eindrückliche Filmsprache: In minutenlangen Plansequenzen verbinden sich die vielen kleinen Tableau-vivant-Momente, in denen die Kamera durch die wie in Fotos erstarrten Figuren gleitet, zu einem großen Fresko der "lebendigen Bilder". Äußerst kunstvoll und auf der anderen Seite sehr berührend gelingt es „In the Crosswind“, vom Einreißen einer Idylle und dem Auseinanderreißen einer Familie zu erzählen. Für Erna nimmt die Zeit während der unmenschlichen Entbehrungen eine andere Dimension an. Für die Zuschauenden wird die bebilderte Zeitgeschichte gerade in der Erstarrung unglaublich lebendig. Was für eine eindrückliche Zeitreise und was für eine cineastische Entdeckung, auf die es sich einzulassen lohnt! „Fast vier Jahre hat es gekostet, den Film zu realisieren. Zwei bis sechs Monate brauchte es, jedes dieser Tableau-vivant-Fresken (im Scope-Format) vorzubereiten, das dann an einem Tag abgedreht wurde. Massenszenen mit mehr als dreihundert Personen, die sich nicht bewegen durften und in präziser Körperhaltung erstarren mussten. Kontinuierlich in Bewegung nur die Kamera, die nach einer ausgeklügelten Choreografie durch diesen gigantischen Skulpturenpark hindurchgleitet. [...] Aus der Subjektivität ihres Gefühls erschließt sich die Ästhetik des Films. Die Zeit steht still in den Jahren der Gefangenschaft. Der Körper friert ein in der Kälte der Fremde, während die Seele, vom Körper getrennt, ganz verloren, wartend, in der Heimat zurückbleibt. Das ist die Kernmetapher, aus der der Film – wie ein Requiem – seine elegische Poesie entfaltet. […] Martti Heldes Spielfilmdebüt war eine der großen Entdeckungen des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg.“ (Peter Kremski, auf: filmbulletin.ch)
87 Min.
HD
Ab 6 Jahren
Sprache:
Estnisch
Untertitel:
DeutschEnglischEstnischFranzösischItalienischRussischSpanisch

Auszeichnungen

Göteburg Filmfestival 2015 Publikumspreis Bester Spielfilm
Int. Filmfestival Mannheim-Heidelberg Internationaler Wettbewerb 2014 Empfehlung der Kinobetreiber
Warschau Int. Filmfestival 2015 Preis der Ökumenischen Jury Martti Helde

Weitere Informationen

Drehbuch:

Martti Helde

Montage:

Liis Nimik

Komposition:

Pärt Uusberg

Besetzung:

Laura Peterson-Aardam (Erna)

Tarmo Song (Heldur)

Mirt Preegel (Eliide)

Ingrid Isotamm (Hermiine)

Einar Hillep (Vorsitzender der Kolkhoz)

Originaltitel:

Risttuules

Originalsprache:

Estnisch

Format:

1:2,35 HD, S/W

Altersfreigabe:

Ab 6 Jahren

Sprache:

Estnisch

Untertitel:

DeutschEnglischEstnischFranzösischItalienischRussischSpanisch

Weiterführende Links:

IMDb

The Movie Database